Ob man ein guter oder ein/e schlechte/r Schüler/in ist, hängt, im Gegensatz zum oft unüberdachten ersten Eindruck nicht nur vom Lernenden ab. Vielmehr gehen die Unterrichtenden und die Schüler oft eine Symbiose ein, an der jeder der beiden ihren Anteil hat. Wie gut dieses Miteinander funktioniert, sieht man dann oft an den Noten eines Schülers/ einer Schülerin. Doch wieso sollte man nur eine Seite der Medaille betrachten?
Sinnvoller wäre es doch, den einschlägigen Bewertungen (nämlich Lehrer bewerten Schüler) ein angemessenes Pendant gegenüberzustellen. Diese Idee ist nicht neu und sogar schon so fortgeschritten, dass die Veröffentlichung einer derartigen Lehrerbewertungsapp vor Kurzem umgesetzt wurde. Kritik an dem von einem Schüler kreierten Programm kommt jedoch von der Pflichtschullehrergewerkschaft. Prinzipiell wären Pädagogen offen gegenüber einem angemessen Feedback, die App würde jedoch Mängel beim Datenschutz der Lehrkräfte aufweisen und keine Objektivität garantieren.
Tatsächlich findet das Bewertungsinstrument großen Anklang im hiesigen Schulgebäude. Noch vor Montagabend hatten bereits 36 Lehrkräfte des GRG3 ein Rating. Der Weg zu diesem und die Aufmachung des Programms ist jedoch sehr fraglich. So werden die Professorinnen und Professoren nach Sternebewertung in eine Chart-Tabelle gepackt. Mittlerweile hat das jedoch alles keine Relevanz mehr. Die App wurde bereits wieder vom Netz genommen. Der Grund: Die Gegner des Programms, welche ihre Kontrameinung durch die Gefahr von Hass gegen Lehrer begründeten, schürten selbst so viel davon, dass man zum Wohle des erst 18 jährigen Programmierers die Reißleine zog.
Trotzdem sollte eine (bessere) Möglichkeit Kritik an Dozenten anzubringen baldmöglichst gegeben sein. Und zwar anonym. Die Sorge, dass Schüler/innen wahllos Lehrer erniedrigen werden, ist nicht unbegründet, dass Unterrichtende mit fehlendem Engagement oder unangemessen Verhalten keine Seltenheit sind, ist jedoch ebenso klar . Kritik an diesen war bisher aufgrund des Autoritätsverhältnisses, in welchem der Lehrer über dem Schüler steht, schwer möglich und riskant. Dozenten haben also bei der Unterrichtsgestaltung quasi freie Hand. Aber auch Unterrichtende mit guten Absichten und einem konstruktiven Unterricht könnten sich durch ein Feedback der Unterrichteten weiterentwickeln. Wenn man gleichzeitig wenig objektive, öffentliche und nichts aussagende Hasstiraden von Lernenden durch ein ausgeklügelteres System verhindern kann, wäre eine gewisse Fairness in der Lehrer-Schüler-Beziehung geschaffen.