Neues aus der Biblio – „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“

Im Altersheim einer Kleinstadt in Schweden bereiten sich die Pflegebedürftigen und die Pfleger auf ein Geburtstagsfest vor: Sie wollen den Heimbewohner Allan Karlsson anlässlich seines 100. Geburtstages gebührend feiern – „Sogar der Stadtrat wollte anrücken. Und die Lokalpresse. Und die ganzen anderen Alten. Und das komplette Personal, allen voran Schwester Alice, die alte Giftspritze. Nur die Hauptperson hatte nicht vor, zu dieser Feier aufzutauchen.“   So beginnt der turbulente Abenteuerroman von Jonas Jonasson „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“, der bereits in seinem Erscheinungsjahr den ersten Platz der Bücherhitlisten zahlreicher Länder belegte.

Die Hauptfigur, Allan Karlsson, scheint zunächst ein gebrechlicher, alter Mann zu sein, aber bereits nach wenigen Seiten befindet er sich inmitten von äußerst ereignisreichen Entwicklungen, in denen er beweist, dass er auch nach 100 Lebensjahren noch schwungvoll sein kann. Da der Roman auf zwei Zeitebenen voranschreitet, erfahren die Leser beinahe gleichzeitig, wie interessant und z.T. auch spektakulär sein bisheriges Leben war bzw. wie furios sein derzeitiges Leben verläuft. Der dem Schnaps absolut nicht abgeneigte Mann erlebte die wildesten Abenteuer in der bewegten Geschichte des 20. Jahrhunderts, die im Grunde genommen seine Lebensgeschichte ist. Er kam in den verschiedensten Ländern, von China bis Amerika, herum und verbrachte sogar einen fünfjährigen Zwangsurlaub in einem Gulag in der Sowjetunion. Während seiner Reisen machte er nicht nur die Bekanntschaft beinahe aller Führungspersönlichkeiten der damaligen Zeit, sondern beeinflusste auch entscheidend das Weltgeschehen.  Als wahrer Überlebenskünstler und trotz seiner Neigung zum Alkoholkonsum erlebt er seinen 100. Geburtstag, an dem er spontan entscheidet, seinem Leben eine neue Wendung zu geben, oder wie der Autor dies ausdrückte: „einen lebensbejahenden Entschluss fasste„.

Durch die parallelen Zeitebenen könnte man leicht den Faden verlieren, wäre der Stil der Erzählung nicht so fesselnd, und würde Jonasson zum Ende der Erzählung nicht alle Fäden zusammenführen. Eigentlich ist jede Seite des Buches mit mindestens einer Pointe versehen. Ich habe praktisch von der ersten bis zur letzten Seite einen Lachkrampf „erlitten“. Ich kann das Buch jedem empfehlen, es wäre schade, die ganz und gar nicht ernsthaften Abenteuer des Allan Karlsson zu verpassen!

 

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