Dem Schüler zittern die Knie, während sein Blick starr auf die Zahl vor ihm gerichtet ist. Ein Desaster von mathematischer Schrift liegt vor seinem Antlitz und er weiß nicht, wie er Herr des Problems werden soll. Die Uhr tickt, doch die Nummer bleibt konstant. Mit kalten Händen greift der Bub nach dem technischen Hilfsmittel, das Bild vor seiner Nase jedoch ändert sich nicht; 18 Grad.
Es ist 7.55 Uhr. Draußen ist es noch dunkel, so dunkel wie es nun einmal an einem Novembermorgen ist. Im Klassenraum sitzen 17 Schülerinnen und Schüler mit Vitamin-D-Entzug, welche auf das Eintreffen einer Lehrkraft warten. Normal wären sie 22, doch 5 hat es bereits erwischt. In der letzten Reihe niest jemand, im Chor wird Gesundheit gewunschen. Unter die Mitleidsbekundungen schleicht sich auch ein Schnäuzen. Bald wird es die nächsten treffen.
Plötzlich kommt Unruhe in die Gruppe. Ein nicht erwarteter Professor betritt den Raum. Er erklärt die Stunde für gestrichen, die Französischkollegin hätte sich erkältet. So wie die 5 fünf Klassenopfer. Im Raum freut sich keiner. Man hätte es ihnen früher sagen können, dann wären sie im Bett geblieben, anstatt hier in der Kälte zu sitzen, murrt ein Mädchen aus der zweiten Reihe. Ihr wird beigepflichtet. Erneut hört man jemanden sich die Nase putzen. Das Thermometer zeigt immer noch 18 Grad an, die Uhr 8.10. Eine Gruppe von Schülerinnen beschließt die freigewordene Stunde in der nahe gelegenen Konditorei zu verbringen, um dort einen Kakao zu trinken. Ihre Winterjacken müssen sie nicht mehr anziehen, hier im Schulgebäude legt sie nur mehr selten jemand freiwillig ab. Ein Junge hustet, draußen beginnt es zu regnen. Das Thermometer ist auf 17 Grad gesunken. Es ist 8.20 Uhr.