Urlaub am Mittelmeer, oder doch lieber eine Städtereise nach Rom? – Im Jahr 2018 nächtigten rund 9,5 Millionen Österreicher in Italien, womit das Land der Genüsse und Gegensätze zu einem der beliebtesten Urlaubsziele gehört. Doch wie sieht das Ganze in Zeiten von Corona aus? Ich habe drei Wochen Urlaub am Gardasee gemacht und möchte meine Erfahrung hiermit schildern.
Der Duft von Desinfektionsmittel dringt in meine Nase und ich setze meinen Mund-Nasen-Schutz auf. So sieht der Alltag beim Betreten eines Hotels, eines Geschäftes oder eines Restaurants in Italien aus. Ob vor dem kleinsten Souvenirladen oder einem großen Einkaufszentrum: Überall sind Desinfektionsmittelspender zu finden. Doch nicht nur die Verwendung vor dem Betreten ist Pflicht, auch der Mund-Nasen-Schutz ist ein Muss. Wie sieht es aber nun mit dem Babyelefanten (oder vielleicht doch „Elefantenbaby“?), sprich: Abstand aus? Dieser wird vielleicht in ein paar Geschäften noch eingehalten, außerhalb allerdings eher weniger. Der letzte Abend hat mich jedoch gelehrt, wie sehr Theorie und Praxis auseinanderdriften können. Doch dazu später mehr.
Wie sieht es eigentlich mit Italiens Wirtschaft, im Besonderen Italiens Tourismuswirtschaft aus? Diese hatte eigentlich ein Plus zu erwarten, doch ist momentan eher ein steiler Absturz in Sicht. Laut Cerved* könnten Italiens Tourismusunternehmen dieses Jahr im besten Fall 25 Milliarden Euro und im nächsten weitere acht Milliarden verlieren. Im schlimmsten Fall sind es dieses Jahr 49 Milliarden und im nächsten 29 Milliarden Euro. Auch für die anderen Branchen fallen die Prognosen nicht viel besser aus.
Doch wie ist das für den Touristen / die Touristin spürbar?
Meiner Erfahrung nach hat sich nicht viel an den Preisen geändert. Doch speziell an der Menge der Touristen sind die Folgen des Coronavirus spürbar. Viele Restaurants, die die Jahre davor immer bis zum letzten Platz voll waren, sind dieses Jahr halb leer. Die kleine Stadt Riva am Gardasee, wo es die Jahre davor nur so von Menschen gewuselt hat, wurde dieses Jahr nur von wenigen Touristen besucht; und die Parkplätze, die in den Jahren davor voll von österreichischen und deutschen Autos waren, sind dieses Jahr überfüllt von italienischen Autos. Generell scheint es so, also würde der Großteil der Italiener Urlaub daheim machen.
Meine Vermutung hat sich mir am letzten Abend bestätigt, als in der ganzen Stadt verschiedenen Musiker und Musikerinnen aufgetreten sind. An diesem Abend war die ganze Stadt überfüllt von Italienern und Italienerinnen, die freudig, ohne Mindestabstand, zur Musik getanzt haben. Doch auch ausländische Gäste dürfen nicht in Schutz genommen werden. Denn diese haben genauso auf den Babyelefanten vergessen.
Abschließend kann ich sagen, dass dieser Urlaub für mich persönlich ein sehr schönes Erlebnis war und ich glücklicherweise diesen ohne Infektion überstanden habe.
*Cerved ist ein führender Informationsanbieter in Italien.
Lara Woborsky