Kinder necken sich manchmal gegenseitig und betrachten dies als eine Art zu spielen und zu scherzen. Doch gibt es einen Unterschied zwischen Witzen und Gelächter und absichtlichem und bösartigem Necken. – Mobbing: Belästigung und Einschüchterung; das Wort ist neu, das Phänomen alt.
Mobbing ist vorsätzliche körperliche, verbale oder psychische Verletzung und kann Gewalt, Beleidigungen, Drohungen, Spott und Erpressung von Geld und Eigentum umfassen. Dabei ist es immer wichtig, Mobbing ernst zu nehmen; nämlich weil es gefährliche Auswirkungen hat und die Gefühle und das psychische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigt und im schlimmsten Fall zum Selbstmord führen kann!
Nach Angaben der UN von 2006 ist jedes zehnte Schulkind weltweit Opfer von Schulgewalt, und diese Zahl wächst jedes Jahr. In den Medien sehen wir zunehmend beängstigende Schlagzeilen: „Teenager haben im Netzwerk ein Video gepostet, in dem ein Klassenkamerad verprügelt wird“, um nur ein Beispiel zu nennen. Das Problem des Mobbings ist ein modernes, akutes, soziales. Da kann man nicht wegschauen, denn kindliche Grausamkeit sprengt manchmal alle zulässigen Grenzen.
Doch warum mobben manche Kinder und Jugendliche?
Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle: Manche haben ein Problem mit ihrem eigenen Selbstbewusstsein und brauchen deshalb ein Opfer – jemanden, der emotional oder körperlich schwächer erscheint –, um sich wichtig oder beliebt zu fühlen.
Manche Mobber und Mobberinnen denken, dass ihr Verhalten normal wäre – da sie aus Familien stammen, wo ständig geschrien wird bzw. andere lächerlich gemacht werden, wo aber auch Gewalt an der Tagesordnung steht.
Zu den Mobbing-Motiven gehören der Neid, Rache (wenn das Mobbing-Opfer selbst zum Täter wird und versucht, die Täter für das verursachte Leid zu bestrafen), Selbstbestätigung in der Gruppe, der Wunsch, im Rampenlicht zu stehen, und der Wunsch, den Gegner durch Demütigung zu neutralisieren.
Doch wie wählen diese ihre Opfer aus? Mobber und Mobberinnen wählen oft die Person, die nicht für sich selbst einstehen kann. Außerdem Personen, die unsicher sind, zurückgezogen, mit geringem Selbstwertgefühl, mit Erscheinungsmerkmalen (Körperfülle/Magerkeit usw.), mit geringer Intelligenz und „Lieblinge von Lehrern” oder umgekehrt Ausgestoßene. Was alle Opfer eint, ist die Unfähigkeit, dem Täter Widerstand zu leisten und sich zu wehren.
Welche Arten von Mobbing gibt es?
- Körperlich – direkte körperliche Handlungen gegen das Opfer (Schläge, Tritte, sexuelle Belästigung)
- Verbal – Drohungen, Beleidigungen, Spott und Demütigung
- Sozialpsychologisch – Mobbing, das auf soziale Ausgrenzung oder Isolation abzielt (Klatsch, Gerüchte, …)
- Wirtschaftlich – Erpressung oder direktes Stehlen von Geld und Gegenständen
- Cybermobbing – Mobbing im Internet über soziale Netzwerke. Dies ist die jüngste und gefährlichste Art von Mobbing, da es sehr schwierig ist, sich dagegen zu wehren und die Quellen zu finden, aus denen die Bedrohung stammt. Der bekannteste Fall dazu ereignete sich 2006 in den Vereinigten Staaten. Ein dreizehnjähriges Mädchen belästigte gemeinsam mit ihrer Mutter unter einem Fake-Profil eine minderjährige Bekannte. Das Mädchen konnte das Mobbing nicht ertragen und beging Selbstmord.
Um gegen Mobbing vorgehen zu können, ist es wichtig zu erkennen, wer am Mobbing beteiligt ist. An einer Mobbing-Situation nehmen in der Regel das Opfer, der Aggressor und Beobachter teil, d.h. mobbende Teilnehmer.
Eine sehr wichtige Rolle spielen dabei die Beobachter. Dies ist die größte Gruppe von Teilnehmern an Schulmobbing. Hier gibt es normalerweise drei Szenarien:
Option 1, der Beobachter verteidigt das Opfer und riskiert ein neues Opfer zu werden. Oder – Option 2 – der Beobachter nimmt eine passive Position ein und greift in keiner Weise in den Konflikt ein. Und die dritte Option ist, wenn etwa der Beobachter den Angreifer aktiv ermutigt und sich ihm nach einiger Zeit anschließt.
Doch was tun, wenn man zum Opfer geworden ist? Wichtig ist erst einmal darüber zu reden, egal ob mit den Eltern, einem Lehrer oder einem Freund. Denn um Hilfe zu bitten, ist keine Schwäche, sondern zeugt nur von Stärke. Auch sollte man nicht die Angst haben, dass „es schlimmer wird“, wenn man jemandem davon erzählt, was passiert. Noch schlimmer ist es, wenn man mit seinen Problemen allein gelassen wird. Es wird immer jemanden geben, der stärker ist als der Täter oder die Täterin. Wenn das Problem behoben werden kann, behebe es, doch wenn nicht, sollte man sich keineswegs schuldig fühlen.
Liebe Schüler und Schülerinnen, das Leben fängt gerade erst an und man kann nicht nur Gutes beinhalten, sondern auch viel Böses, Grausames und Falsches. Wichtig dabei ist zu lernen stärker als das Böse zu sein, „nein“ zu sagen, den Täter zurückzuschlagen, ohne dabei die eigene Würde zu verlieren. Dabei hilft es oft, Freunde mit ähnlichen Interessen zu finden, die einen respektieren und schätzen.
Ja, die Welt kann grausam sein, doch wichtig dabei ist es, nicht die Augen zu verschließen vor dem, was passiert. Beim geringsten Anzeichen von Mobbing gilt vor allem eines: Alarm zu schlagen, nach Wegen zu suchen, um zu helfen und die Situation zu lösen.