Neues aus der Biblio: Chucks

„Das bin ich, sind wir, im Endeffekt: nicht gern allein.“ (Cornelia Travnicek/“Chucks“ )

Wie soll es weitergehen, wenn ein geliebter Mensch stirbt? Was macht man alleine? Kann man weiterleben wie zuvor, wird man völlig aus der Bahn geworfen und verliert die Orientierung oder wächst man innerlich und entwickelt eine ganz eigene Art, mit der neuen Situation umzugehen?

Es gibt viele Möglichkeiten, wie im Roman „Chucks“ von Cornelia Travnicek deutlich wird. Cornelia Travnicek  wurde 1987 in St. Pölten, Niederösterreich, geboren. Obwohl sie Sinologie und Informatik studierte, wurde sie Autorin. Sie wurde auch mehrfach für ihr Romandebüt „Chucks“ ausgezeichnet.

Ihre Protagonistin im Roman begegnet dem Tod gleich zwei Mal und beweist, dass auch der Tod kein Ende darstellen muss. Mae wächst zunächst behütet und umsorgt in einer gutbürgerlichen Familie auf. Sie liebt ihren Bruder sehr, der nur wenige Jahre älter ist als sie. Doch Maes Leben geht kaputt:
Ihr geliebter Bruder stirbt an Krebs, woran nicht nur die Familie, sondern auch ihre Kindheit zerbricht. Mae landet auf der Straße, als die Ehe der Eltern an der Trauer zerbricht und sie nicht die notwendige Aufmerksamkeit und Fürsorge bekommt. Sie landet bei Tamara und deren Punk-Freunden – welche Mae die Familie ersetzten. Ob sie ein guter Umgang für Mae sind, sei dahingestellt, aber sie geben ihr das, was sie schon lange vermisst: Aufmerksamkeit, Geborgenheit, Akzeptanz. Wie man richtig damit umgeht, weiß sie nicht. Das bekommt auch Jakob zu spüren, mit dem sie später eine feste Beziehung eingeht. Um einer Haftstrafe zu entgehen, leistet sie Sozialdienst ab. In einem Haus für Aids-Kranke. Dort lernt sie Paul kennen und auf besondere Art finden die beiden zueinander. So zieht sie vom überkorrekten Jakob zum unkonventionellen Paul. Dass sich sein Leben dem Ende zu neigt, hat dabei keine Bedeutung, denn der Tod hat für ihn einen ganz anderen Stellenwert, wie Mae
lernt …

Das Cover passt zum Titel, wie der Titel zum Cover passt. Man sieht einen roten Chuck und Schmetterlinge, beides ein wichtiger Bestandteil in Maes Leben. Die Idee, den Titel in die Streifen des Chucks zu schreiben, ist wirklich gut. Der Fokus liegt ganz auf dem Schuh und die Schmetterlinge bringen etwas Lebendigkeit ins Cover. Mich hat das Cover sofort angesprochen. Es ist einfach mal etwas Anderes und Besonderes.

Der Schreibstil der Autorin ist wirklich gewöhnungsbedürftig, denn sie springt innerhalb eines Kapitels mehrmals und ohne jegliche Form der Vorwarnung in der Zeit vor und zurück, wobei sich das Zurück auf mehrere Teile der Vergangenheit der Protagonistin Mae bezieht und auch den Hintergrund ihres Handelns erläutert.

Die Charaktere sind ganz gut ausgearbeitet. Was ich mir aber gewünscht hätte, wäre zu erfahren, wieso Mae so geworden ist. Das hat sich mir leider nicht so ganz aus den Rückblenden erschlossen. Ein paar Kapitel mehr hätten also nicht geschadet und man hätte Maes Verhalten noch besser verstanden. So aber bleiben einige Fragen offen. Das könnte aber von der Autorin durchaus gewollt sein, denn so denkt man später noch über das Gelesene nach und versucht irgendwie Antworten auf die offenen Fragen zu finden.

Fazit:

Trotz anfänglicher Verwirrtheit konnte mich Cornelia Travnicek mit ihrem eigenwilligen Erzählstil – der wie ein Pulsschlag ganz stark im Jetzt verankert ist – wirklich schnell fesseln.

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