Weg ist er – Kaduko verschwindet so schnell, wie er erschienen ist. Domingo ist noch etwas verwirrt von dieser nächtlichen Begegnung. Komisch, dass Domenica ihm nie etwas von Kaduko erzählt hat. Er wusste auch nicht, dass es andere Gestalten gibt, die in der Nacht zum Leben erwachen. Das Skelett? Wieso ausgerechnet das? Wieso nicht irgendein anderes scheinbar ausgestopftes Tier?
Domingo geht die Treppen vom Dachgeschoss wieder hinunter in den dritten Stock. Es ist in der Früh sehr ruhig hier. Das durch Wolken getrübte Mondlicht leuchtet durch die Fenster.
„Tick“ – der Minutenzeiger der Uhr im dritten Stock bewegt sich weiter, die Stille wird kurz unterbrochen. In zwei Stunden sind hier wieder die Schülerinnen und Schüler. Mit diesem Gedanken geht er hinunter in den zweiten Stock.
Es kommt jemand. Ein Schatten kommt vom ersten Stock über das Treppenhaus. Wer kann das sein? Oh nein! Nicht schon wieder. Was soll er jetzt machen. Was, wenn es der Schulwart ist? Nein, der geht immer mit Licht, und um diese Uhrzeit sollte er noch ganz tief und fest schlafen. Einfach schnell in Domingo-Plüsch verwandeln. Wer stolziert hier durch Nacht und hinkt?
Es ist ein Skelett! Ein menschliches. Der Knochenhaufen, von dem Kaduko gesprochen hat, bemerkt Domingo.
„Guten Morgen! Wie schön, dich bei deinem Morgenspaziergang zu treffen.“ Der Dino antwortet nicht.
„Ich bin White. Dich kenne ich doch noch gar nicht. Wer bist du denn?“ Domingo bleibt immer noch still.
„Soso, ein Neuer, der sich mal wieder nicht traut zu sprechen.“
Doch jetzt antwortet er: „Ich bin hier erst seit 17 Monaten. Wieso habe ich Sie noch nie vorher getroffen?“
„Oh gute Frage, mein Kleiner. Aber diese Frage kann dir nur Kaduko beantworten, du kennst ihn ja, oder nicht?“ Jetzt hat er seinen Namen genannt. Er kennt Kaduko also auch. Was soll Domingo ihm aber antworten? Die Wahrheit sagen, oder ihn anlügen – wie ihm Kaduko das gesagt hat. Aber er kennt Kaduko ja auch nicht wirklich. Er muss also nicht einmal lügen, als er behauptet: „Nein, ich weiß nicht, wer Kaduko ist.“
„Dann wird dir der kleine Kakadu in den nächsten Tagen sicherlich über den Weg laufen. Ich warne dich: Er ist egoistisch, glaubt, er wisse alles besser, und er will alles nur für sich haben.“
„Hmm. Warum wandern Sie eigentlich in der Schule herum? Suchen Sie etwas?“
„Ich, oh, ich, hä, ja, ich suche immer etwas. Aber ich schaffe das schon allein.“
„Ok. Dann wünsche ich noch schönen Tag noch Herr White“
„Ebenso, hahaha.“
White geht wieder in den Biologie-Saal zurück. Was hat der denn da unten im ersten Stock gemacht? Oder noch weiter unten. Komischer Typ, denkt sich Domingo, und bewegt sich in Richtung seines Heimat-Raumes. Er lässt den Tag noch einmal Revue passieren. Zuerst die Begegnung mit Kakadu, und dann noch die mit White. Beides Zufall? Irgendetwas ist hier los.