Ist das Kino tot?

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Was passiert eigentlich mit dem von vielen so sehr geschätzten Kino? Die Kinolandschaft wurde in den letzten Jahren zunehmend von unzähligen Sequels, Prequels, Reboots und Remakes überschwemmt. Die Vielfalt im Kinoprogramm leidet. Dies merkt man vor allem daran, dass sieben von acht Filmen, die über eine Milliarde EURO bzw. US-Dollar an den Kinokassen eingespielt haben, von Disney produziert worden sind. Die einzige Ausnahme war die Comicverfilmung Joker, welche sich in ihrer Thematik und Ihrem Look von den Filmen der 70er Jahre, vor allem von Martin Scorseses Taxi Driver und The King of Comedy, inspirieren lassen hat. Außerdem kommt es einem so vor, als würden die Mid- und Low-Budget Filme von der Kinoleinwand nach und nach verschwinden. Bevor man jedoch die Frage beantworten kann, ob das Kino ausstirbt, muss man an dessen Anfänge zurückgehen.

Als Geburt des Kinos bezeichnet man das Jahr 1895, als die Brüder Lumière der Öffentlichkeit ihren Kinematographen vorgestellt haben. Dieses Gerät war Filmkamera, Kopiergerät und Filmprojektor in einem. Obwohl viele von dieser Erfindung begeistert waren, waren die beiden der Meinung, dass das Kino keine Zukunft haben würde. Somit haben die Brüder zum Teil recht, wenn man mittlerweile über den bevorstehenden Tod des Kinos diskutiert. Es fällt aber niemandem auf, dass es schon lange tot ist bzw. sich andauern in einem Wandel befindet.

Das Kino wurde in seiner Anfangszeit „Kino der Attraktion“ genannt. Dabei ging es nicht in erster Linie um den eigentlichen Film. Die Technik stand im Zentrum. Der französische Filmpionier Georges Méliès verwendete als Erster den Filmschnitt. Da diese Filmtechnik dem breiten Publikum nicht bekannt war, kamen vielen Besuchern die Filme wie eine Zaubershow vor. In den folgenden Jahren rückte die Handlung mehr und mehr ins Zentrum. Einer der bekanntesten Schauspieler der 1910er und 1920er Jahre ist der britische Komiker Charlie Chaplin. Dieser verzaubert mit seinem nonverbalen Humor – zu dieser Zeit gibt es nur den Stummfilm – das Publikum. Durch ihn entsteht die sogenannte Slapstick-Komödie. Jedoch ist der Stummfilm nicht für lange Zeit auf der Kinoleinwand vorhanden. Im Laufe der 30er Jahre werden mehr und mehr Tonfilme produziert. Dadurch geht die Karriere von vielen Schauspielern der Stummfilm-Ära den Bach hinunter, da ihre Stimmen nicht schön genug empfunden werden. Charlie Chaplin zum Beispiel weigert sich außerdem für lange Zeit, in seinen Filmen zu reden. In den 30ern des 20. Jahrhunderts ändert sich auch in Deutschland die Filmlandschaft. Als Adolf Hitler mit der NSDAP 1933 an die Macht kommt, flüchten viele Filmschaffende in die USA. Einer dieser Regisseure ist zum Beispiel Fritz Lang. Dadurch ist die Zeit des Nationalsozialismus stark von Propagandafilmen der deutschen Regisseurin Leni Riefenstahl geprägt.

In den 50ern und 60ern kommt es in Hollywood zu einer Krise. Hochgeschätzte Regisseure wie Alfred Hitchcock haben ihren Zenit schon erreicht und gehören nicht mehr wirklich zum Mainstream. Außerdem pumpen die großen Filmstudios ihr Geld hauptsächlich in Produktionen von Monumentalfilmen (hohe Produktionskosten, hohe Anzahl von Statisten etc.) und Musicals, welche sich im Kern sehr ähnlich sind. In den 70ern hat sich die Filmlandschaft zum Besseren gewendet – vor allem durch ihre realitätsnahen Umsetzungen. Junge Regisseure wie Martin Scorsese und Francis Ford Coppola modernisieren die veraltete Hollywoodlandschaft, indem sie dreckige und brutale Filme drehen. Dabei verzichten sie auf klassische Handlungsstränge zurückzugreifen.

Wie man sieht, ist auch der Film – sprich: der Inhalt wie auch das Medium – einem ständigen Wandel unterworfen. Jedes Genre bzw. jede Ära hat ihren Anfang und ihr Ende. Superheldenfilme, die momentan die Kinocharts dominieren, werden somit in naher Zukunft mehr und mehr an Zuschauerschaft verlieren, wie es in den 60ern mit den Musicals gewesen ist. Somit kann man nicht sagen, dass das Kino tot ist, nur weil ein spezifisches Genre am Dominieren ist. Das Kino befindet sich im Wandel. Dies sieht man vor allem am 2019 erschienenen Film Joker, welcher keine klassische Comicverfilmung ist, sondern eine Charakterstudie. Da auch solch ein Film erfolgreich sein kann, ist es wahrscheinlich, dass (hoffentlich) bald ein Umbruch in Mainstreamkino stattfinden wird und sich die großen Filmstudios trauen kontroverse Filme zu produzieren.

Dieser Artikel von Maksym Husak entstand im Rahmen des Wahlpflichtfaches „Web- und Mediendesign“.

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