Hendiadyoin

Seit einer Woche schmückt ein schöner Gegenstand einige Klassenräume. Er strahlt weihnachtliche Stimmung aus – ein wenig. So hübsch sieht die Adventskalender-ähnliche Vorrichtung aus, dass man gleich einen für zu Hause besorgen möchte.

„Unsere Aufbewahrungstaschen sehen süß aus, was dem Raum Schönheit verleiht. Es ist nicht nur ein Familienorganisator, sondern auch eine Heimdekoration. An der Wand aufgehängt ist es sehr stilvoll und schön, genau wie ein schönes Wandbild!“-Amazon – Besser hätte man es gar nicht formulieren können!!! Aber jetzt ehrlich: Welches Wandbildnis ist tiefschwarz (Pardon: Navy blau) mit weißen Lettern drauf und besteht aus Polyethylen?

Polyethylen klingt schon mal überhaupt nicht gut. Der „süße“ Adventskalender entpuppt sich als ein nummerierter Handy-Hängeorganizer. Für Taschenrechner ist er auch konzipiert und verwendet wird er in Schulklassen und Büros. Aber er ist auch dafür ausgelegt, in Schlafzimmern, Küchen und Bädern zu hängen; auch weil er die besondere Fähigkeit aufweist, wasserfest zu sein. Aber: Es empfiehlt sich das Ding von unten nach oben anzuspritzen, damit sich keine 30 Seen in den Taschen bilden. Besser wäre es aber, die Tasche zuerst umzudrehen oder kopfüber aufzuhängen (Handys zuerst rausholen) und dann erst nasszumachen. Und tadaaaaaa… die Smartphones sind nicht nass geworden.

Du kannst dieses Experiment nicht durchführen, weil so ein Teil sich nicht in deiner Klasse befindet? Es besteht kein Grund zur Traurigkeit! In ALLEN Klassenräumen und Fachsälen werden sich früher oder später solche Organizer befinden. (Die restlichen sollten ab nächster Woche schon an den Wänden hängen.) Sie werden übrigens höchstpersönlich vom Herrn Direktor und einer anderen Lehrkraft montiert.

Warum gibt’s jetzt eigentlich diese Handytaschen? „Der Grund dafür ist, das ist auch von den Eltern angenommen worden, und auch vom Elternverein finanziert, weil es eben Studien gibt, dass die Aufmerksamkeit wesentlich höher ist, wenn man das Handy nicht am Körper hat.“, so der Herr Direktor. Das Handy soll am Anfang der Stunde in das seiner Katalognummer entsprechende Täschchen hinein gegeben werden.
Der Herr Direktor setzt fort: „So ist das Handy dann weg, und da gibt es eindeutig mehrere Studien dazu, dass das auch lerntechnisch wesentlich besser ist. Darum haben wir gesagt, und das ist auch im SGA so beschlossen worden, dass wir das eben so machen werden.“

Folgende Frage könnte nun aufkommen: Warum sind Laptops erlaubt, aber Handys nicht? Der Herr Direktor erklärt: „Alle dürfen den Laptop während dem Unterricht verwenden, nur … der Unterschied zum Handy, ist der: Beim Handy kann ich natürlich relativ leicht irgendwie sowas machen, weg sein, weil ich jemandem schreibe usw. Da tue ich mir beim Laptop schwerer. Also wenn ich eine Klasse habe, und die haben ein Laptop, und ich sage, der Laptop ist zu, dann ist der Laptop zu. Es sollte einem schon auffallen, wenn ihn jemand aufklappt.“

Wie die SchülerInnen mit der neuen Situation umgehen werden, bleibt abzuwarten. Das eigene Hab und Gut einfach an die Wand hängen und dabei Ja und Amen sagen? Gute oder schlechte Idee?

P.S.: @LehrerInnen: SchülerInnen Begriffe schnell googlen lassen, wie z.B. Hendiadyoin, schnell eine Jahreszahl nachschauen oder schnell die Auswirkungen eines zu hohen Gurken-Konsums recherchieren lassen, geht dann ohne Smartphone nicht mehr.

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Taschen haben die Handy-Hängeorganizer

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