Draußen ist es noch stockdunkel. Heute ist der 14. Dezember. Es ist 03:27 und ein Scharren ist vor der Tür zu hören. Domingo ist noch halb am Schlafen.
„Domiiiingooo, mach die Tür auf!“, ruft eine helle Stimme – eindeutig, das ist Domenica. Sofort springt Domingo auf und öffnet die große Tür einen winzigen Spalt, durch den sich Domenica sofort schlängelt.
„Morgen, Domingo.“, begrüßt sie ihn.
„Guten Morgen!“
„Du hast gestern wahrscheinlich mitbekommen, dass Kaduko mitten in der Nacht gekommen ist. Wir haben viel gesprochen und es ist sehr spät geworden. Deshalb war ich dann vieeel zu müde, um zu backen. Aber dafür habe ich heute umso mehr Energie. Ich wollte dir noch einen Zettel schreiben, damit du Bescheid weißt. Aber Kaduko hat gesagt, er werde dir das noch persönlich mitteilen, weil er noch die ganze Nacht irgendetwas fertig machen musste.“
„Ja, Kaduko hat mir erzählt, was los ist. Ich wusste gar nicht, dass du einen Kakadu kennst.“
„Ich habe ihn eigentlich noch nie wirklich gesehen habe. Aber meine Eltern haben mir von ihm erzählt Wir haben auch erst vor Kurzem wieder Kontakt aufgenommen. Er ist jetzt übrigens auch noch etwas erledigen. Ich weiß nicht was, aber ich habe ihm gesagt, dass er uns anrufen soll, wenn er wieder da ist“, erzählt Domenica.
„Ich habe vor ein paar Tagen noch die letzten Zutaten für unsere Kekse besorgt.“
„Gut, dann haben wir alle Zutaten für unsere legendären Kekse.“ Die beiden machen sich auf den Weg in die Konferenzzimmer-Küche.
„Das Konferenzzimmer schaut in der Nacht ja noch einladender aus als am Tag“, bemerkt Domenica als sie zur hintersten Tür des Lehrerzimmers gehen. Domingo öffnet die große weiße Tür. Ein typischer LehrerInnen Geruch strömt ihnen entgegen; vermischt mit einem Papier-, Essens- und Heizungsgeruch.
„Beim letzten Mal hat es hier schlimmer ausgesehen“, kommentiert Domenica, während sie sich nach etwas Neuem umschaut. Lauter Stapel von Blättern und Bücher. Staubmäuse tummeln sich hier ebenfalls herum. An den Wänden hängen auch tausende von Blättern. „Sieht sehr bewohnt aus. Fast schon so wie bei mir.“
Domingo geht weiter ins Kaffekammerl, „Die mit Decken bedeckten Stühle schauen hier schon einladend und bequem aus. Ich muss mal ausprobieren, ob man auf ihnen auch gut liegt.“
Er stellt sich vor, wie es aussieht, wenn er sich auf die Sitzgelegenheit legt. Er wollte es sich ja schon immer einmal auf den Designer Möbelstücken bequem machen und einen Lehrer imitieren. Der kleine Dino hüpfe auf das erste schwarze Möbelstück.
„Jetzt ist keine Zeit zum Schlafen“, unterbricht ihn Domenica.
„Ja eh, ich teste nur die Qualität.“ Domingo hüpft von einem Stuhl zum nächsten. Sie sind schon relativ weich. Vor allem für eine Sitzgelegenheit in einer Schule sind die Dinger angenehm zum Sitzen. Und Liegen. Wenn man sie mit den harten Stühlen – die in allen Klassen zu finden sind – vergleicht, sind sie ein Traum. Domingo schläft am Tag auch auf so einem banalen Schul-Stuhl. Weich sind sie nicht. Und zum Schlafen sind sie auch nicht geeignet. Leider. Aber Domingo hat sich schon daran gewöhnt – das geht ja schnell.
„Oh, Domingo, ich habe oben mein Backwerkzeug vergessen.“ Ohne dieses Werkzeug kann Domenica nicht arbeiten, weil die Menschen-Sachen für sie viel zu groß sind. Sie braucht diese Sachen vor allem, wenn die Kekse verziert werden. Denn das besondere an ihren einzigartigen Keksen ist immer die detaillierte Verzierung. Domingo hüpft wieder hinunter von der Couch.
Plötzlich beginnt das Telefon zu klingeln „Aaaaaa die Alarmanlage!“, schreit Domenica.
„Blödsinn, es ist nur das Telefon. Kaduko ist es wahrscheinlich.“ Das Telefon klingelt weiter und weiter. Aber wie es klingelt – schrecklich! Es klingt nicht wie dieses gewöhnliche Telefon düdeldidü. Nein, nein. Der Klingelton kommt eher dem Kettenrasseln des Krampusses nahe.
Domenica klettert schnurstracks auf den Tisch mit dem Telefon und Domingo schiebt einen Sessel zum Tisch, um hochzukommen. Dabei kommt er versehentlich an einem Zettelstapel mit Büchern an und schubst ihn um. Abertausende von Zettel fliegen auf den Boden. Doch darum kümmerte er sich später, beschließt er, denn das Telefon schreit immer noch wie am Spieß. Er nimmt den großen hässlichen weißen Hörer von der Gabel. Er legt ihn hin, so, dass auch Domenica reinsprechen kann. „Hallooo Kaduko, bist du‘s? spricht Domenica in den weißen Hörer hinein.“
„Ja, ich bin’s. Guten Morgen, Domenica. Ich hoffe ich störe euch gerade nicht allzu sehr, aber ich wollte nur sagen, dass ich wieder da bin. Ich bin gleich bei dir oben im Dachbodenzimmer.“
„Ooh das ging aber schnell! Wir haben noch nicht einmal begonnen, irgendetwas vorzubereiten. Also wir kommen gleich zu dir, weil ich habe sowieso meine Sachen oben vergessen.“
„Macht euch aber keinen Stress.“ Und Kaduko legt schon wieder auf.
„Wir räumen nachher auf“, meint Domenica. Domingo ist damit einverstanden und die beiden machen sich auf den Weg nach oben.