Wo sind die Röhrenbildschirme hin? Die steinzeitlichen Fernsehapparate im Biologie-, Physik-, Chemiesaal sind verschwunden. Geklaut? Schön wär’s, dann wäre das Entrümpeln günstiger. Diese antiken Gerätschaften wurden einfach von keiner Lehrkraft mehr verwendet. Und das schon für längere Zeit. Aber bis 2019 kamen diese surrenden Dinger sogar noch zum Einsatz. Zahlreiche folgen der Zeichentrickserie „Es war einmal … das Leben“ flimmerten über den Biologie-Saal-Fernseher. Aber auch das Band anderer Videokassetten biologischer Filme wurde eingelegt, und lief dann ab. Das waren noch Zeiten…
Heutzutage wird dafür nur mehr der Beamer aufgedreht und ab geht der Film. Einfacher, praktischer, bequemer. Durch diese digitale Projektionstechnik werden auch die Overheadprojektoren arbeitslos. Alle heiligen Zeiten wird der Über-Kopf-Projektor angedreht. Jedes Jahr werden es zudem immer weniger – das quadratische Loch im Lehrertisch sowie die quadratische Leinwand erinnern an ihre Existenz. Immer mehr Beamer schaffen den Einzug auch in Unterstufen-Klassenräume. Das ist darauf zurückzuführen, dass es ja seit diesem Schuljahr das Pflichtfach DIGI in den unteren Klassenstufen gibt. Denn es gibt da so einen 8-Punkte-Plan für Digitalisierung vom BMBWF, dazu aber mehr in späteren Ausgaben der Kolumne.
Eine andere Erneuerung (in Grundschulen): Die Schulschrift 1969 wird ab dem Schuljahr 2023/24 nicht mehr unterrichtet. Abgeschafft. Was dramatisch klingt, ist nicht so. Denn stattessen wird die 1995-Schrift beigebracht – die schon jetzt häufig gelehrt wurde. Diese beiden Schriften unterscheiden sich nur sehr gering: Die Schlaufen in o, a, g und q sowie manche Schnörkel bei Großbuchstaben fallen weg.
Heute kam es zu einer Erweiterung: In Wien wird eine neue Schrift eingeführt – „Prima“ ihr Name. Ab nächstem Schuljahr unterrichtbar. Die soll dann irgendwann die bundesweite 95er ersetzen. Und warum die Neue? Erstens, weil es die alte nicht in digitaler Form gibt. Zweitens, sie „erfüllt viele moderne Anforderungen nicht“. Denn Schriftzeichen von 205 Sprachen werden mit Prima abgedeckt. Drittens, das kleine b, r und t sehen bei der 95er-Schrift in verbundener und unverbundener Form anders aus. Das heißt, Schüler:innen müssten „ganz neue Buchstaben lernen“. Bei Prima ähneln b, r und t mehr der Druckschrift. Zusätzlich sind Variationen der Buchstaben möglich. Was man neu lernen muss, ist dies hier: Das kleine o hat bei Prima normalerweise kein Schläufchen. Wenn dem o ein b, e, f, h, k, oder l folgt, dann das o schon mit Schlauferl. Eh logisch, oder? Das macht aber nur das Schriftprogramm so; wie mans dann selber mit der Hand schreibt, kann jede:r für sich entscheiden. Außerdem: Das Schlauferl ist aus praktischen Gründen da, nicht aufgrund von Verzierung. Prima soll im Gegensatz zu ihren Vorfahren als Schrift funktionieren und nicht möglichst „schön“ sein. Prima, oder? Aber vielleicht ist Prima ja wirklich besser. Wer weiß? Tauglich für die nächste Generation?
Tauglich – das Stichwort ist gefallen. Die Stellung für den Jahrgang 2005 (3.Bezirk) hat diese Woche begonnen. Jeder österreichische Staatsbürger bekommt dort einen der besten Kugelschreiber der Welt geschenkt. Wirklich wahr – die Stifte der Musterung sind phänomenal: Sie schreiben gut und sind leicht zu führen. (Wobei früher waren die Kulis besser). Da ist schon das nächste Stichwort – Musterung. Das Ausmustern von Büchern in der Schulbibliothek findet ebenso statt. Die Geschichtsabteilung der Bibliothek ausgemistet. Nicht mehr aktuelle, abgegriffene und in die Jahre gekommene Bücher müssen weichen. Denn es kommen laufend immer wieder neue hinzu. Die alten Bücher können Sie gerne gratis mitnehmen. In der Schulbibliothek und vor dem Konferenzzimmer häufen sich die vergreisten Bücher. Mitnehmen! Sonst muss wieder Geld für eine Entrümpelung gezahlt werden. Bzw. Schüler:innen müssen sie in den Altpapiercontainer schmeißen. Das können Sie deren Rücken nicht antun.
28 000
€ hat Prima als Entwicklung/Förderung vom Bildungsserver erhalten
Quellen zu „Prima“: apa.at(02.02.23); orf.at(24.02.23); prima.wien;
Bildquellen: wikimedia.org_1969; wikimedia.org_1995; prima.wien_(Screenshot)