Die Ungewissheit über die Ungewissheit

Am 5. Mai ist es soweit, wurde gesagt. Der Kalender wurde zum Countdown: Weihnachten, Neujahr – der Puls stieg. Semester, Abgabe der VwA – der Herr Doktor wollte bereits Blutdruck senkende Mittel verschreiben. Dann die VwA-Präsentation – einer der drei Höhepunkte. Die Kirsche auf der jahrelangen „Recherchetorte“. Dann waren’s auf einmal nur noch zwei Monate … bis zum Showdown: die schriftliche Matura. Und dann kam alles anders – nämlich in Form eines unscheinbaren Virus über Wuhan nach Italien, mit Boxenstopp in Tirol, und wirbelte den gesamten Plan der 8. Klassen durcheinander.

An dem Tag, an dem Heinz Faßmann die Schließung der Schulen anordnete – es war Mittwoch, der 11.3 – war vielen schon eines klar: Der Termin der schriftlichen und der mündlichen Matura wird wohl kaum halten. Aber was würde passieren? Wohin soll man die Matura verlegen? In die Sommerferien? Auf den Herbsttermin? Als vergangene Woche bekannt wurde, dass nun frühestens am 18. Mai geschrieben werden würde, hielt sich die Freude über die aufgeschobene Matura eher in Grenzen. Wahrscheinlich war es der Realitätssinn, der uns dazu bewegte, die Nachrichten zu verfolgen und festzustellen, dass es wohl eher gut gewollter Optimismus des Bildungsministers war, den 18. Mai als neuen Termin anzusetzen. Denn das Virus wird nicht das Ziel verfolgen, dass in Österreich die Matura nicht am 5. Mai stattfindet, und sobald das geschehen ist, macht es sich getrost wieder aus dem Staub.

Doch welche Alternativen hat man als Bildungsminister überhaupt? Ich habe in familiären Diskussionsrunden oder interessanten Gesprächen innerhalb der Lehrerschaft den Vorschlag, mündliche und schriftliche Matura zu vertauschen, aufs Tapet gebracht. Von allen Seiten fing man an zu grübeln und kam zum Schluss, dass dies womöglich tatsächlich ein gangbarer Weg wäre. Immerhin sitzen bei mündlichen Prüfungen deutlich weniger Personen in einem Raum und die Vorbereitungszeit von rund einem Monat wäre ohnehin gegeben – Entschleunigung für LehrerInnen und SchülerInnen und auch die Regierung hätte mehr Zeit gehabt sich um etwaige andere Probleme zu kümmern.

Was bleibt nun für die 8. Klassen in den „Corona- Ferien“? Wohl die Ungewissheit über die Ungewissheit. Wann also die MaturantInnen 2020 tatsächlich ihr Maturazeugnis überreicht bekommen, steht in den Sternen.

Fest steht jedoch eines: Dein Maturazeugnis mit Jahreszahl 2020 wird selbst dem hartgesottensten CEO künftig ein bisschen Mitleid abringen.

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