Die ersten Informationen aus Rolf Lapperts Jugendroman „Pampa Blues“ tragen alles Erdenkliche dazu bei, um herkömmliche jugendliche Leserinnen und Leser zu verscheuchen: Dass in Wingroden, einem kleinen Provinznest im Norden Deutschlands, nicht das Leben pulsiert, wird schnell klar. Dazu braucht es nicht erst den Hinweis, dass der Ort, in anderer Buchstabenfolge gelesen, auch „Nirgendwo“ heißen könnte… Da sind leere Geschäfte und ver- bzw. aufgelassene Fabriksgebäude plus die dazugehörigen Arbeitslosen, Gescheiterten, Frustrierten. Und da ist Ben Schilling, ein 16-jähriger Junge, der in Wingroden gestrandet ist; und der sich in Ermangelung anderer verantwortungsbewusster Verwandter um seinen demenzkranken Großvater kümmert. Aja, und eine Gärtnerlehre absolviert Ben auch gerade, obwohl er sich eher zum Kfz-Mechaniker berufen fühlt. Soweit so unspektakulär.
Aber Gott sei Dank gibt es Maslow, einen etwa 55-jährigen Phantasten, der sein Geld in den USA gemacht und den Heimweh wieder nach Wingroden zurückgetrieben hat, aber das ist lange her. – Nach ihm kam hier kein Kind mehr zur Welt. Ihm gehören die Tankstelle und der „Schimmel“ sowie die Aufmerksamkeit und der Dank einer Gruppe von Perspektivlosen, die er allabendlich in seinem Lokal um sich versammelt. Und: um die er sich liebevoll kümmert. Und er hat eine Vision: seinen heruntergekommenen Heimatort in aller Munde zu bringen. Der clevere Ben soll ihm dabei helfen. „Glaubst du eigentlich, dass dort oben irgendwo Leben ist?“, fragt Maslow schließlich. – „Ich glaube nicht mal, dass hier unten Leben ist“, sage ich. Maslow seufzt und schweigt dann wieder.
Mit einem UFO oder ähnlichen Begegnungen der dritten Art, so ersinnt es sich Maslow, könnte seine verblassende Heimat sogar international punkten. Nicht auszudenken, was es da für Umsätze zu lukrieren gäbe… Aber die Außerirdischen bleiben das auch, nämlich außerirdisch. Und werden letztendlich zur Kontrastfläche – für das berührend Menschliche, wofür dieser Roman eigentlich steht. Schneller, als es sich Ben eingestehen möchte, hat der Leser die sympathischen Protagonisten dieser pointiert erzählten Geschichte – den schwerfälligen Jo, den entzückenden Kurt, nicht zu vergessen den bierschlappernden Hund Rühmann – ins Herz geschlossen und für sich ein ähnliches Stammtischszenario zurechtgeträumt. Und natürlich gibt es da für Ben auch noch eine echte Liebesgeschichte, man muss es nur erwarten können…