Das Buch

gezeichnet von Catherine Fritz

Die beiden Freunde machen sich auf den Weg zu Kaduko und flitzen die Lehrerstiege hoch.
„Nur noch die letzte Stufe, dann haben wir es geschafft“, sagt Domingo. Sie gehen den Gang weiter bis zu Domenicas Wohnungs-Tür und öffnen sie.
„Nett von euch, dass ihr hochgekommen seid“, begrüßt sie Kaduko.
„Domingo und ich wollten gerade Weihnachtskekse backen. Du kannst gerne mitbacken, wenn du möchtest.“
„Ja, gerne.“ Domenica liebt es Kekse zu backen – das merkt man ihr an. Das ist eine von den Sachen, die sie am liebsten in der Weihnachtszeit macht. Außerdem liebt sie es zum Schluss das ganze Besteck, die ganzen Schüsseln und die anderen verwendeten Utensilien abzuschlecken. Köstlich. Und am liebsten macht Domenica das gemeinsam mit Freunden. Deshalb freut sie sich, dass auch Kaduko mitmacht.
Kaduko macht sich noch schnell frisch – er ist ja gerade erst von draußen hereingekommen. Domenica hat in ihrer kleinen großen Wohnung alles, was eine Maus so braucht. Sie sucht noch schnell ihre Back-Sachen, dann gehen die drei hinunter zum Konferenzzimmer.
Währenddessen erzählt Kaduko noch über seine frühere Zeit am GRg3. Er ist 2005 am GRg3 geboren worden. Dann hat er acht Jahre lang die Schule besucht – „Das war eine schöne Zeit“, resümiert Kaduko. Seit 2020 ist das Aufeinandertreffen von zu vielen verschiedenen Tieren nicht gestattet gewesen. Das GRg3 ist seitdem in einer Art Schlafzustand. Da es bei den Tieren keine allgemeine Schulpflicht gibt, hat sich bis jetzt niemand verpflichtet gefühlt, den Betrieb wieder aufzunehmen. Kaduko will das ändern: Er will den Unterricht hier wieder fortsetzten, das ist auch ein Grund, warum er gekommen ist. Es hat ihm hier schon als Küken gefallen, vor allem wegen Prof. Ciconi – einem Storch, seinem Klassenvorstand.
„Prof. Ciconi ist einfach der Beste. Schade, dass er nicht hier ist“, meint Kaduko, „Eigentlich ist er eh hier. Nur…“ Doch auf einmal hören sie aus einem dunklen Raum Stimmen. Im Biologie-Kammerl ist jemand. Die drei bleiben mucksmäuschenstill stehen.
„Halt! Wer spricht da?“, flüstert Domingo du wagt die Stille zu unterbrechen
„Oh, es ist White“, antwortet Kaduko.
„Oh?“ Domingo wirkt etwas angespannt. Er hat den beiden ja noch nicht über seine nächtliche Begegnung erzählt.
„Und er spricht mit Blanc.“ Man sagt aber nicht »blanc«, sondern man spricht ihn französisch aus: Also »blɑ̃«. Wie man diesen Typen richtig ausspricht – deutsch, englisch, französisch, das ist Domingo momentan sowas von egal. Er schlägt vor, sich zu verstecken. Und die drei verstecken sich hinter einem Kasten und einer Topfpflanze. So werden sie nicht entdeckt, wenn sie plötzlich beschließen die Tür zu öffnen.
„Was sind das bitte für Gestalten, außer uns gibt es hier doch niemanden?“, fragt Domenica.
„Pssst… Ich will wissen, was sie sagen“, unterbricht sie Kaduko. Hinter dem kleinen Kasten und der großen Zimmerpflanze können sie sogar die Konversation visuell durch die halb offenstehende Tür verfolgten.

„Es war nicht, wo du behauptet hast“, sagt White etwas mürrisch.
„Du musst auch nach Hinweisen suchen, und nicht nach ihm“, antwortet das andere Skelett Blanc.
„Aber du hast es doch dort gefunden.“
„Ja, aber das war vor über 50 Jahren – Es versteckt sich immer an anderen Stellen. Aber es erscheint erst, wenn du alle drei Hinweise gefunden hast.“
„Aber du hast ja auch keinen Hinweis gefunden und bist trotzdem darauf gestoßen.“
„Ja, damals war alles anders… Es hat sich wahrscheinlich aus der Not heraus gezeigt. Ich weiß es nicht.“
„Was soll ich deiner Meinung jetzt machen?“
„Hilfe suchen, du hast ja erzählt, dass du einen jungen Dino getroffen hast.“
„Mit dem grünen Witzbold? Der steckt doch mit Kaduko unter einer Decke“ Als Domingo das hört, fühlt er sich ein bisschen beleidigt, denn einen Witzbold hat ihn noch nie jemand genannt.
„Wieso glaubst du das?“
„Ich glaube es nicht nur, ich weiß es“
Als White diesen Satz sagt, zuckt Domingo zusammen. Woher bitteschön soll er das denn wissen? Wer hat ihm das verraten?
„Dann musst du wohl einmal in deinem Leben mit Kaduko zusammenarbeiten.“
„Nur über meine Leiche! Kannst du nicht einfach mitkommen?“
„Ich? Nein, ich habe das Buch schon einmal gesehen, und kann es deshalb nicht mehr finden.“
„Das ist schade. Wo soll ich deiner Meinung nach jetzt weitersuchen?“
„Vielleicht ist der erste Hinweis auf dem Dachboden… Beim nicht ausgebauten Teil. Aber alleine wirst du das nie schaffen.“
„Wir werden sehen!“

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